Hetschigau


 Hetschigau // Hostíčkov  ist (war) ein U-förmig angelegtes Straßendorf und gehörte mit den Orten Punnau (Boněnov), Untergramling (Dolni Kramolin), Hollowing (Holubin), Michelsberg (Michalovy Hory), Pistau (Pistov), Waschagrün (Výškov), und Wischkowitz (Vlkovice) zum Besitz der Herrschaft Kut-tenplan (Chodová Planá). Es liegt ungefähr 650m über dem Meeresspiegel und 20,7km südöstlich von Marienbad.                                                                                                                                                Das kulturelle und geistige Zentrum der Region war das Prämonstratenserkloster Tepl.                                                                                                                                                                   Den Gründungs- und Besiedlungszeitraum des Ortes Hetschigau würde ich ungefähr anhand der Entstehung der Herrschaft Kuttenplan in das 13. bis 15. Jahrhundert datieren.                                                                                                                                                                



Belegt ist, dass die Dörfer Punnau, Hetschigau und Deutsch- Domaschlag 1564 vom Stift Tepl (Teplá) an die Gräfin Barbara v. Schlick verpfändet wurden, um einen Betrag den das Stift dem Kaiser Maximilian II. leihen musste. Der Abt löste zwar diese Dörfer bald wieder ein. Sie wurden jedoch bereits wieder 1576 vom Grafen Moritz v. Schlick käuflich erworben und in die Herrschaft Plan (Planá) eingegliedert.     

Gegen Ende des Dreißigjährigen Krieges herrschte in und um Hetschigau große Hungersnot. Kriegshandlungen, Seuchen und Brände hatten den Ort schwer geschädigt. Viele Menschen waren an Typhus und schwarzen Blattern gestorben. Sie durften nicht auf dem Kirchenfriedhof in Punnau (Boněnov) bestattet werden, sondern mussten außerhalb des Dorfes begraben werden. 1711 wurde an der Straße nach Hetschigau ein Gedenkstein in Form eines Kreuzes (Schwedenkreuz) errichtet, der an diese schwere Zeit erinnert. Die Schweden überfielen die Region 1639, 1641, 1643 und 1647.   

 Der Dreißigjährige Krieg spielte der Region und seiner Bevölkerung hart mit. In einem Bericht aus dem Jahre 1667 heißt es, dass „nachdem die schwedische Armada alles verheeret und die armen Leute in grundt verdörbet hatte, es ihnen nicht mehr möglich war, die verwüsteten Höfe wieder instand zu setzen; armuthshalber wurden selbe verlassen und der gnädigen Obrigkeit anheimb gegeben“. 

Die Region wurde bettelarm. Die erste Hilfe zur Selbsthilfe und zum Wiederaufbau kam von Neustadt/ Waldnaab in Bayern.
Immer wieder bedrohten auch Großbrände und Krankheiten das dörfliche Leben.  Doch es fanden sich immer wieder Menschen, die Hoffnung und Mut hatten, aufzubauen und an eine Zukunft zu glauben.     

 Die zugehörige Pfarrkirche Allerheiligen in Punnau (Boněnovský kostel- Všech Svatých) gehörte ehemals zur Pfarrei Habakladrau und umfasste 1938 folgende Orte: im Bezirk Plan, Kreis Tachau: Punnau und Hetschigau sowie im Bezirk Tepl-Stadt: Deutsch-Thomaschlag. Im Jahre 1930 zählte die Pfarrei 647 Katholiken. Hier lagerten auch die Kirchenbücher mit Geburts- und Sterberegister ab 1616 bis zum Ende des II. Weltkrieges. Der letzte Pfarrer war Konrad Lang, geboren am 06.08.1897 in Paslas, gestorben am 08.05.1954.          

 Die Pfarrkirche Allerheiligen wurde bereits 1492 erwähnt. In der 2. Hälfte des 17. Jh. wurde sie vom protestantischen Geistlichen verwaltet. Bis 1785 übernahm die Pfarrei in Habakladrau die kirchliche Verwaltung. 1877-1878 erfolgte nach Entwürfen des Architekten Ing. J. Týl ein Umbau im Pseudo-renaissance-Stil durch den Tachauer Baumeister J. Kraus. Das Gebäude enthielt zahlreiche komplizierte Steinbildhauerarbeiten aus rötlichen Granit. Dieser wurde vor allem zur Festigung des Schiffes und des Turmes verwendet. 1990 stürzte das Gewölbe über dem Kirchenchor ein und Jahre später wurde der Dachstuhl des Turmes aus sicherheitstechnischen Gründen abgerissen. Bei der Kirche handelt es sich wohl nicht um ein historisch wertvolles Gebäude, jedoch war es bezeichnend für die Region.   eit 2005 wird das Kirchengebäude mit Finanzmitteln der Europäischen Union gesichert, allerdings ist eine Zukunft nicht zu erkennen, da eine lebendige Gemeinde fehlt.    

Der Friedhof ist geschändet und verwildert, einzig die ehemalige Friedhofskapelle ist saniert.  Das Kirchenregister befindet sich heute im Staatlichen Gebietsarchiv in Pilsen.   

 Die Region um Hetschigau ist geprägt durch stille böhmische Wälder mit reichen Pilz- und Beeren-vorkommen, Feldern und den Fluren, eine wunderschöne, sozusagen eine malerische Landschaft. 
                                                                                               
 Und woher kommt der Ortsname Hetschigau?   Bei den alten Flurnamen um Kuttenplan (Chodová Planá) im Egerland findet man die Bezeichnung `Hettschen` für sumpfiges oder feuchtes Land. Die Flurnamen sind die Rufnamen der Bauern für kleine geografische Einheiten, für ihre Berge, Gipfel und Täler, Wälder, Felder, Wiesen und Auen.                                                                                          Naheliegend ist daher, dass es sich bei der Besiedelung des Ortes Hetschigau um eine `Hettschige Au`, also eine feuchte Niederung (Aue), gehandelt hat und der Ortsname davon abgeleitet wurde. Der Ort ist ja geprägt durch drei Teiche, Wasserläufe und die `Säuerlinge`, saure Heilquellen (Kyselka Voda), die im Hetschigauer Grund (Tal) aus dem Boden austreten. Diese Heilwasser, die in der Region vorkommen, haben so in den weltbekannten Kurbädern von Marienbad (Mariánské Lazne), Franzensbad (Frantiskovy Lazne), Karlsbad (Karlovy Vary) und Konstantinsbad (Konstantinovy Lazne) zu gutem Ruf und Wohlstand geführt.
Im Jahre 1930 hatte Hetschigau 280 Einwohner, heute gehört es zu den `verlassenen` Orten im Egerland mit maximal 20 Bewohnern. Ein wenig Revitalisierung erlebt Hetschigau mittlerweile durch inländische, tschechische Touristen, die verlassene Grundstücke zu Wochenend- und Wohnhäusern umbauen.                                    

In Hetschigau gab es 1920 bereits eine örtliche Wasserversorgung mit Reservoir am Dorfausgang Richtung Honau. Nach der Vertreibung verfiel die technische Anlage, Fragmente davon sind auch heute noch zu erkennen. Bis zur Jahrtausendwende gab es in Hetschigau keine öffentliche Wasserversorgung mehr. Erst danach wurde die Infrastruktur des Ortes auf niedrigem Niveau modernisiert und an die Bedürfnisse der jetzigen Bewohner angepasst.  

 Zwei weitere kleine Teiche mit Fischen und zum Baden für die Dorfkinder, ein Kaufmann namens Kaiser und ein kleines Wirtshaus (Hospoda), Kapelle- Sanktuarium, Kriegerdenkmal und eine Volks-schule (heute Wohnhaus), deren deutsche Beschriftung man noch in den 1980-er Jahren deutlich lesen konnten, bildeten die geografische Mitte und komplettierten die dörfliche Einheit von Hetschigau.                                                                                                                                                                             Im Umfeld des Ortes ist in geringem Maße Glimmer obertägig abgebaut worden.     

Das Gymnasium befand sich in Plan und der Bahnhof in Kuttenplan.

                                          

Die Heimatvertriebenen aus Hetschigau kamen zuerst in das Sammellager nach Kuttenplan und von dort nach Bayern und Hessen (Westzone) sowie nach Sachsen, Thüringen und Sachsen- Anhalt (Ostzone).                                                                                      

 

Dr. Reinhard Böhm