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Scheibenradisch mit Guttenstein und Schippin



Der Name des Orts Scheibenradisch im Egerland leitet sich vom ursprünglich runden (scheibenähnlichen) Grundriss und Hradischt (= Wallburg) her. Mit seinen Ortsteilen Guttenstein und Schippin in 500 m NN gelegen hatte er 1939 eine Gemarkungsfläche von 980ha und 530 Einwohner, die hauptsächlich in der Landwirtschaft, in der Forstverwaltung der Domäne Weseritz und im nahen Basaltwerk arbeiteten.

Scheibenradisch ist urkundlich erstmals 1232 als Grundbesitz des Wladyken Witko de Gredis genannt. Wladyken gehörten dem niederen Adel an, die sich als Reisige (berittene Soldaten) Grundbesitz erworben hatten. Im Steuerregister des Kreises Pilsen von 1379 ist Poto von Guttenstein als Grundherr von Scheibenradisch bezeichnet. In den folgenden Jahrhunderten ging der Ort durch Verkauf an Hans Elbogner, dann an die Herren von Schwanberg und weiter an den k.u.k. Kämmerer Graf von Haißenstein. Als dieser ohne männlichen Nachkommen starb, kaufte 1712 Fürst Maximilian Karl Löwenstein das Gut.

Seine Nachkommen bewirtschafteten es bis zum Verkauf am 01. April 1937 an den Präsidenten der I.Allg. Versicherungs-Gesellschaft, Carl Alex Schaefer, in Wien I. Es hatte zu diesem Zeitpunkt ein Gesamtausmaß von 620 ha, also fast 2/3 der Scheibenrader Gemarkung.

Kaiserin Maria Theresia hatte die sog. Robotpflicht (Spann- und Frondienst) für den Grundherrn auf höchstens drei Tage wöchentlich beschränkt und den Bezirksämtern auferlegt, dies zu überwachen. Neben dem Zins(Steuer) hatten die 11 Bauern und die 14 „Chaluppner“ (Häusler) um1749 bis 1848 noch 2.288 Robottage (nach heutiger Rechnung ca.10 kostenlose Arbeitskräfte) jährlich zu erfüllen.
In den Jahren 1860, 1861 und 1869 wurde der Ort durch Brände heimgesucht. Insbesondere beim Brand von 1861 gingen 22 Wohn- und Wirtschaftsgebäude, die Schule, die Pfarre und die Kirche in Flammen auf.

Eine selbständige Kirche ist urkundlich seit 1352 nachgewiesen und Johann Baptist geweiht. Nach dem Brand 1861 wurde die Kirche in den Jahren 1861 bis 1881 in vorwiegend romanischem Stil wieder aufgebaut. Letzter Seelsorger war Dechant Andreas Hauser.

Zum Kirchsprengel gehörten neben den o. g. Ortsteilen die Orte Langenradisch, Pollutschen, Wesamin, Setzlav, Hlawatschen-, Macharzen- und Schlanzenmühle, sowie ein Ortsteil von Konstantinsbad. Der Ortsteil Schippin mit seiner Wallfahrtskirche war ursprünglich eigener Kirchsprengel und wurde erst später Filialkirche von Scheibenradisch. Der Friedhof lag bis zur Zeit des Kaisers Josef II. um die Kirche und wurde dann außerhalb des Dorfes Richtung Klamperer verlegt.
Erste Nachricht über eine Pfarrschule in Scheibenradisch gibt es aus dem Jahr 1651. Nach dem Brand wurde 1864 von der Gemeinde ein neues Schulhaus gebaut. Das im Ortsteil Schippin 1788 erbaute Schulhaus steht heute noch und ist jetzt Forsthaus.

Der Ort hatte ein reges Vereinsleben und alljährlicher Höhepunkt war das Kirchfest zu Ehren des Hl. Johann des Täufers am 24. Juni.

Dem Einmarsch der Amerikaner am 06. Mai 1945 folgten nach wenigen Tagen die Tschechen. Diese veranlassten die Einlieferung mehrerer Ortsbewohner in das KZ Plan und den Abschub einer Anzahl Jugendlicher zum Zwangsarbeitseinsatz im Inneren Böhmens. Im Zuge der Ausweisung 1946 kamen die Bewohner von Scheibenradisch nach Bayern, Hessen und in die Sowjetische Besatzungszone.

Bereits 1891 bestand am Radischer Berg der große Basaltbruch, in welchem 100 Arbeiter beschäftigt waren. Die Firma „Erstes Westböhmisches Basaltwerk Radischer Berg P. Spatt“ hat nach der Übernahme den Betrieb völlig erneuert. P. Spatt errichtete daneben ein Zementwerk, in welchem der anfallende Grus und Sand zu Betonrohren, Platten, Säulen und dgl. verarbeitet wurden.




Der ehemalige Steinbruch ist heute ein einzigartiges Biotop.



Quelle: Heimatbuch Plan-Weseritz

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