Tschelief



Tschelief (Tscheliv), slawisch Celiv, liegt 2 km südwestlich von Weseritz an der Straße nach Kokaschitz und wurde in der Kladrauer Gründungsurkunde von 1115 erstmals genannt. Der Ortsname deutet auf eine Zollstätte (na celeve) hin, wohl im Zusammenhang mit einem früheren Handelsweg nach Bayern. Vom blutig unterdrückten Bauernaufstand im Jahre 1680 zeugen die Sühnekapelle und das Denkmal auf dem Schafberg. Gräfin Maria von Haißenstein ließ die Kapelle 1696 errichten und Fürst Karl zu Löwenstein-Wertheim 1906 wieder erneuern. Neben der Kapelle wurde im Jahre 1935 das Denkmal für die auf dem Schafberg gefallenen Freiheitskämpfer errichtet.

Der kleine Pfarrort bestand aus 16 Häusern mit 90 Einwohnern, dazu kamen noch die Einschichten Ziegelhütte und Druckerhäuseln am Rande des Schafberges. Erwerbszweig war hauptsächlich die Landwirtschaft. Die Gemarkungsfläche umfasste 163 ha. Das elektrische Licht wurde 1925 eingeführt und die Wasserleitung 1926 erbaut. 1941 errichtete die Gemeinde am Dorfplatz den 200 cbm fassenden betonierten Löschwasserbehälter.

Im Dorf befanden sich zwei Gasthäuser und eine Kolonialwarenhandlung. Das Schulgebäude wurde 1875 erbaut und beherbergte die zweiklassige Volksschule für die Kinder aus Tschelief, Kokaschitz, Harlosee, Pollschitz und Schwanberg. Lehrer Ludwig Bittner befasste sich seit 1925 mit der Archäologie und hat sich durch zahlreiche Grabungen auf dem Radischer Berg (Funde aus der älteren Hallstadtzeit, 1000 bis 800 Jahre vor Christus) um die Vorgeschichte unserer näheren Heimat sehr bemüht und verdient gemacht.

Die Pfarrkirche, 1704 erbaut, war dem hl. Wenzel geweiht. Zur Pfarrei Tschelief (erstmals 1352 erwähnt) gehörten die Orte Kokaschitz, Schwanberg, Pollschitz, Harlosee, Patzin, Kahudowa, Hurz, Luschkahäuseln, Kamiegl, Rössin, Neudorf, Pottin, Konstantinsbad, die Burgkapelle auf dem Schwanberg und die Sühnekapelle auf dem Schafberg. Kaplan in Tschelief war einige Zeit bis August 1867 Johannes Evang. Erlbeck, bevor er Pfarrer in Unterjamny wurde. Dem seit 40 Jahren als Seelsorger wirkende Konsistorialrat Franz Buresch wurde 1937 das Ehrenbürgerrecht verliehen. Er starb am 18. April 1946 und fand im Tscheliefer Friedhof seine letzte Ruhestätte. Sein Nachfolger war ab 1940 Pfarrer Josef Dorschner. Die mächtige Kirche mit dem 33 m hohen Turm wurde 1959 niedergerissen und verfiel. Ein besonderer Tag für die Pfarrei war das Kirchenfest zu Wenzeslei am 28. September, wozu sich alljährlich viele Besucher aus der ganzen Umgebung einfanden. Auch nach der Vertreibung wurde das Wenzelsfest weiterhin gefeiert. Die Treffen fanden in Altötting statt, das letzte am 19. September 2001 durch Landsmann Luis Peter aus Polschitz.


Quellen:


Ortsbetreuer:

Franz Kahabka,  Brückenstrasse 14,  63179 Obertshausen